Tagung

Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen durch Kreislaufwirtschaft


Mittwoch, 15. / Donnerstag, 16. Mai 2019 - Start 8:45

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Mikroplastikpartikel in Fischereierzeugnissen - Vorkommen und Verbreitung in Fischen und Meeresfrüchten
Von Dr. Ralf Pund - Die Ansammlung von Plastikmüll in der Natur ist ein globales Problem. Seine Präsenz wurde in der gesamten Biosphäre und nahezu allen untersuchten aquatischen und terrestrischen Lebewesen nachgewiesen. Im Lebensraum Wasser vorhandenes Plastik kann von Wasserorganismen mit Nahrung verwechselt und aufgenommen werden. Die Schadwirkung ist abhängig von der aufgenommenen Menge und Größe. So kann es bei Seevögeln und Meeressäugern durch Verschlucken von Makroplastik zu Darmverschlüssen und Schädigungen der Darmwand unter Abmagerung kommen.
Desweiteren können aufgenommene Mikroplastikpartikel bei Fischen und wirbellosen Meerestieren lokale Gewebeentzündungen verursachen und deren Körperfunktionen negativ beeinflussen. Daneben stehen die in den Mikroplastikpartikeln a priori enthaltenen Additive und die vom Plastik aus dem Medium Wasser resorbierten Umweltschadstoffe in Verdacht, nach ihrer Ingestion toxische Wirkungen in den Organismen zu entfalten. In einigen Untersuchungen gelang der Nachweis der Weitergabe von Mikroplastik entlang der Nahrungskette, z. B. von Muscheln zu Krebstieren. Mikroplastik wurde ebenso in einer Vielzahl von Fischereierzeugnissen nachgewiesen: Bei Untersuchungen von gefangenen, gezüchteten sowie im Experiment gehaltenen Fischen und Meeresfrüchten (Krebse und Weichtiere) konnte eine Anhäufung von Mikroplastikpartikeln im Darmlumen und zum Teil in den inneren Organen nachgewiesen werden, die zu Störungen elementarer physiologischer und biochemischer Körperfunktionen führten (Stoffwechsel-, Immun- oder Fortpflanzungsystem). Besonders deutlich zeigte sich dies u. a. bei Miesmuscheln, die aufgrund ihrer filtrierenden Ernährungsweise Mikroplastikpartikel effektiv aufnehmen und im Körper ablagern können.
Das Risiko, mit dem Fischverzehr Plastikpartikel aufzunehmen, ist für den Menschen gering, da i. d. R. nur das Filet und nicht die Organe verzehrt werden. Bei Muscheln, die meistens als Ganzes mit den inneren Organen verzehrt werden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme von Mikroplastikpartikeln größer als bei Fischen. In einer aktuellen Untersuchung konnte jedoch bei Nutzfischen ein Übergang von Mikroplastikpartikeln in das essbare Gewebe und in die inneren Organe nachgewiesen werden (sog. Translokation). Inwieweit dieser Befund für die Gesundheit des Menschen eine Rolle spielt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Aufgrund des Fehlens belastbarer Daten ist eine gesundheitliche Risikobewertung für den Verzehr von mit Mikroplastik kontaminierten Lebensmitteln bzw. Fischereierzeugnissen derzeit beim Menschen nur eingeschränkt möglich und basiert letztlich auf Analogieschlüsse. Studien an Laborsäugern zeigten nur für Mikropartikel unter einer Größe von 150 µm eine Überwindung der Darmbarriere, eine Einlagerung in die Organe ist erst bei sehr kleinen Partikeln unter 1,5 µm zu erwarten. Inwieweit Mikroplastikpartikel per se und/oder die daraus freigesetzten Additive beim Menschen eine Schadwirkung verursachen können, ist derzeit unbekannt.

Umfang: 46 Seiten , Grösse: 4.17 mB, Sprache: deutsch




Weitere Vorträge in den Unterlagen

Begrüßung
Von Karsten Schröder - Organisatorisches und Einführung in das Thema

Umfang: 15 Seiten , Grösse: 1.63 mB, Sprache: deutsch


Stoffströme wie sie sind und wie sie werden sollen
Von Kurt Schüler - Das Verpackungsgesetz und die EU-Verpackungsdirektive setzen ehrgeizige Ziele für das Kunststoffrecycling. Was wurde bisher erreicht und wo steht Deutschland im europäischen Vergleich? Sind wir wirklich Verpackungseuropameister? 2017 wurde in Deutschland rund die Hälfte der Marktmenge von Kunst... [mehr anzeigen]stoffverpackungen stofflichen Verwertungswegen zugeführt. Überdies betreibt die EU die Umstellung auf eine neue Messmethode, die die Quantifizierung der Netto-Verwertung zum Ziel hat. „Netto“ wird allerdings noch weniger recycelt. Die wesentlichen Verlustquellen werden benannt und quantifiziert. Der Vortrag bewertet, ob die Ziele vor diesem Hintergrund überhaupt eingehalten werden können

Umfang: 34 Seiten , Grösse: 891.28 kB, Sprache: deutsch


Recyclingfähigkeit - Eine Chance für PE- und PP-Folienverpackungen?!
Von Dr. Jan-Torsten Vollmer - Durch die EU-Verpackungsstrategie Direktive sowie deren Umsetzungen in nationalem Recht werden neue Anforderungen an bestehende Verpackungssysteme gestellt. Diese führen dazu, dass etablierte flexible Verpackungen hinterfragt werden. Hierdurch ergeben sich neue Entwicklungsmöglichkeiten, die in... [mehr anzeigen] der Vergangenheit nicht von Interesse waren. Der Vortrag soll nach kurzem Abriss der aktuellen Situation (Forderung von Legal & Customer) aus Sicht eines Folienherstellers Möglichkeiten darstellen, welche Rolle PE- und PP-Folien bei der Umsetzung erhöhter Recyclingfähgkeit spielen könnten

Umfang: 20 Seiten , Grösse: 2.43 mB, Sprache: deutsch


Tracer Based Sorting identifiziert jedes Packmittel recyclinggerecht
Von Jochen Moesslein - Wie funktioniert Tracer Based Sorting (TBS)? Geeignete Fluoreszenzmarker werden in das Packmittel integriert oder als Punkt auf dem Packmittel angebracht. Die Marker bilden einen Sortiercode, der im Sortieraggregat in Millisekunden identifiziert wird. Vor- und Nachteile gegenüber anderen Sortier... [mehr anzeigen]techniken? Durch den Sortiercode können Packmittel erstmals in recyclinggerechte Fraktionen sortiert werden. Beispielsweise können alle Packmittel eines Herstellers aus PET für den Personal Care-Bereich sortenrein in eine Fraktion abgelegt werden. Somit bleiben Spezifikationen für den Wiedereinsatz erhalten. Status des BMBF-Projekts MaReK mit Grüner Punkt, Werner & Mertz, KIT und Hochschule Pforzheim? Mit dem KIT wurde im Rahmen von MaReK das Portfolio an Sortiermarkern ausgebaut und optimiert. In Freiburg wird derzeit ein TBS-Sortiertechnikum aufgebaut, um die Anlagentechnologie weiter zu verbessern

Umfang: 17 Seiten , Grösse: 1.48 mB, Sprache: deutsch


Di-Plast: Digital Circular Economy
Von Heicke Gaedeke - Entwicklung digitaler Lösungen für den erhöhten Wiedereinsatz von Sekundärkunststoffen
Projektvorstellung

Umfang: 11 Seiten , Grösse: 1.37 mB, Sprache: deutsch

Anhänge zu dem Vortrag:
   - UM_06A_Gaedeke_Anhang_1.pdf (178.80 kB)


Ressourceneffizienz durch optimierte Transportverpackungssysteme
Von Julia Botos - Güter jeglicher Art müssen auf den verschiedensten Distributionswegen diversen Belastungen standhalten. Eine gezielte Abstimmung von Primär-, Sekundär- und Transportverpackungen führt zu einer höheren Stabilität. Mit einem ressourceneffizienten Materialeinsatz können die Umwelt geschont und ... [mehr anzeigen]darüber hinaus kostenintensive Reklamationen vermieden sowie die Kundenzufriedenheit gesteigert werden

Umfang: 28 Seiten , Grösse: 2.48 mB, Sprache: deutsch


Biokunststoffe - nachhaltig, fortschrittlich, kreislauffähig?
Von Venkateshwaran Venkatachalam - Biokunststoffe sind ebenfalls Kunststoffe und damit gelten für sie die gleichen Bewertungskriterien wie auch für konventionelle Kunststoffe. Der Begriff ist nach wie vor nicht genormt, weshalb es durchaus sinnvoll ist, ihn und die Zahlen, die hinter Biokunststoffen stehen, sich einmal genauer anzu... [mehr anzeigen]sehen. Letztlich gilt es herauszufinden, wann und ob Biokunststoffe im Verpackungsbereich eine Alternative zu herkömmlichen Kunststoffen sein können. Dabei steht, wie bei allen Kunststoffen, deren Wiederverwertung im Vordergrund. Dieser Vortrag gibt einen kleinen Überblick über die Möglichkeiten und Herausforderungen des Einsatzes von Biokunststoffen für Verpackungen

Umfang: 18 Seiten , Grösse: 1.14 mB, Sprache: deutsch


Kreislaufwirtschaft - aber natürlich!
Von Patrick Zimmermann - Die Natur besitzt den einzigen Kreislauf, der in sich geschlossen ist. Dieser ist an Effizienz nicht zu übertreffen. Alles was die Natur hervorbringt, wird gebraucht und wiederverwertet und das rückstandsfrei. Dieser natürliche Kreislauf läßt sich bis heute nicht oder nur sehr beschränkt auf ... [mehr anzeigen]unsere industriellen Prozesse anwenden. Die Wiederverwertung von Produkten ist noch zu sehr beschränk und das Recycling ist aktuell nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Letztendlich steht am Ende des Produktzyklus die thermische Verwertung. Damit einhergehend die Emission von fossilem CO2. Nachwachsende Rohstoffe haben unter diesen Aspekten verschiedenste Vorteile. Sind diese rein biobasiert (also nicht bioabbaubar), so sind sie voll in bestehende Recyclingsystem integrierbar und verbrennen letztendlich nur die Menge CO2, die die Pflanzen im Laufes ihres Wachstums gebunden haben. Biologisch abbaubare Lösungen bieten hingegen alternative Entsorgungswege an. Somit leisten Biokunststoffe einen entscheidenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Biobasierte Kunststoffe, wie z.B. Bio-PE oder Bio-PET lassen sich recht einfach in bestehende Verpackungslösungen integrieren. Als Drop-in Lösung können sie erdölbasierte Produkte 1:1 ersetzen. Jedoch beginnt dann meist die entscheidende Arbeit: Die Vermarktung der Produkte und die klare Kommunikation der Vorteile für den Verbraucher. Dafür bedarf es einer geeigneten Marketing- und Vertriebsstrategie

Umfang: 37 Seiten , Grösse: 2.87 mB, Sprache: deutsch


Beschichtungskonzepte für leicht recycelbare oder kompostierbare Verpackungen
Von Dr. Sabine Amberg-Schwab - Convenience und die ständige Verfügbarkeit von frischen Produkten hat Folgen: Die überbordende Flut an Plastikverpackungen, To go- und Kunststoffprodukten und deren häufige illegale Entsorgung in der Umwelt hat über die letzten Jahrzehnte dazu geführt, dass Plastik in der Umwelt inzwischen ein... [mehr anzeigen] weltweites Problem geworden ist. Mikroplastik, resultierend aus dem Abrieb der nicht verrottbaren Kunststoffe, ist buchstäblich in „aller Munde“. Neue Verpackungskonzepte sind daher dringend gefordert, auch die EU-Umweltrichtlinie verlangt nach recyclingfähigen und bioabbaubaren Lösungen. Im Vortrag werden innovative Verpackungskonzepte basierend auf kompostierbaren resp. recyclingfähigen Hochleistungsbarrierematerialien vorgestellt und aufgezeigt, wie zukunftsfähige, umweltverträgliche Verpackungen realisierbar sind

Umfang: 39 Seiten , Grösse: 3.05 mB, Sprache: deutsch


Gut für's Recycling - schlecht für's Geschäft?
Von Stefan Munz - Der Vortrag klärt auf, wie die Orientierungshilfe von Umweltbundesamt und Verpackungsregister anzuwenden ist. Er setzt sich kritisch mit der beabsichtigten Lenkungswirkung des § 21 VerpackG und der Anwendung durch die Dualen Systeme auseinander. Er zeigt den anstehenden Wandel vom gelben Sack zu... [mehr anzeigen]m Blockchain-Pfand

Umfang: 46 Seiten , Grösse: 4.17 mB, Sprache: deutsch


Wer gewinnt - Nachhaltigkeit oder Profit?
Von Dieter Hauser - Das Spannungsfeld zwischen Umweltaspekten und wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Die Motivationen der Konsumenten als zentrale Grundlage von Planung und Entwicklung. Die Komplexität der Thematik überfordert normale Verbraucher. Behandlung von Umwelt-Themen als Marketing-Tools und Vermittlung auf de... [mehr anzeigen]r Gefühls-Ebene. Deren Einfluss auf die Kreislaufwirtschaft der Vergangenheit und deren Fortgang in der Zukunft

Umfang: 110 Seiten , Grösse: 3.83 mB, Sprache: deutsch


Anforderungen an Regranulate in der Blasfolienextrusion
Von Pierre Lorenz - Was sind die wichtigsten Anforderungen an PE- und PP- Regranulate? Der Kontakt von farbigen Einschlüssen ist unerwünscht, und die Trennung sollte möglichst sortenrein vorsortiert werden (MFI und Type). Erleichtert wird die Weiterverarbeitung intern durch Zumischen von Metallocenen. Typische Fe... [mehr anzeigen]hler mit Regranulaten, das Temperatur Delta ist sehr unausgeglichen (aber doch produzierbar), und natürlich der kaum einstellbare CoF, (welche Anwendung passt am besten?) werden erläutert. Zum Schluss werden die möglichen Lösungsansätze für einen störungsfreien Einsatz von wiederverwerteten Polyolefinen thematisiert. Zum Beispiel unser Polyproblem , Circulene oder gibt es laut Studien/Berichten sogar Lösungsansätze in der Natur

Umfang: 18 Seiten , Grösse: 637.21 kB, Sprache: deutsch


Chemisches Recycling - der fehlende Baustein zur Kreislaufwirtschaft?
Von Dr. Sven Wenigmann - Die Vorgaben der (EU)-Gesetzgebung sind eindeutig: Die Verpackungsindustrie ist aufgefordert, sich von einem linearen Stoffstrommodell hin zur Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Die Idee dabei ist, dass alle Rohstoffe idealerweise unbegrenzt und durch Zugabe eines möglichst geringen Anteils von Neu... [mehr anzeigen]ware rezykliert werden können. Und das am besten bei gleichwertigen Anwendungen - also zum Beispiel von der Lebensmittelverpackung wieder zurück in die Lebensmittelverpackung. Die praktische Umsetzung dieser Vorgaben stellt die Industrie vor große Herausforderungen und ist mit existierenden Technologien nur schwer bis gar nicht realisierbar. Lebensmittelverpackungen aus Rezyklat sind aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen bisher nur für wenige Einzelanwendungen realisiert. Für viele Verpackungen gibt es Zielkonflikte zwischen Funktionalität und Recyclingfähigkeit. Multischichtfolien beispielsweise sind wichtige Bausteine der Wertschöpfungskette. Sie ermöglichen erst die lange Haltbarkeit des Verpackungsgutes und beugen dem Verderb vor, sorgen für die Einhaltung von Hygieneanforderungen, schützen das Packgut vor Umwelteinflüssen und vieles mehr. Realisiert werden diese Eigenschaften durch das Zusammenspiel verschiedener Materialien in Materialverbunden. Diese sind allerdings mit etablierten Verfahren nicht dem werkstofflichen Recycling zugänglich. Das chemische Recycling kann dort, wo die bislang etablierten Verfahren an ihre Grenzen stoßen, ein Recycling von Kunststoffen ermöglichen. Kunststoffe werden dabei in Rohstoffe für die chemische Industrie aufgespalten und zu neuen Produkten umgesetzt. Dadurch ist ein vollwertiges Recycling möglich - es entstehen Kunststoffe, die in jeder Hinsicht neuwertig sind. Ein großer Vorteil ist, dass das chemische Recycling als Rohstoff keine Monomaterialfraktionen benötigt, sondern auch mit Mischkunststoffen umgehen kann. Dadurch können Polymertypen, die heute nicht recycelt werden, einer stofflichen Verwertung zugeführt werden. Im Rahmen des Vortrags soll das chemische Recycling als solches beleuchtet werden, die Voraussetzungen dafür und wie diese Technologie Einfluss auf das heutige Recycling hat

Umfang: 8 Seiten , Grösse: 2.17 mB, Sprache: deutsch


Finale
Von Karsten Schröder - Kurzzusammenfassung der Vorträge

Umfang: 16 Seiten , Grösse: 968.82 kB, Sprache: deutsch


Mikroplastikpartikel in Fischereierzeugnissen - Vorkommen und Verbreitung in Fischen und Meeresfrüchten
Von Dr. Ralf Pund - Die Ansammlung von Plastikmüll in der Natur ist ein globales Problem. Seine Präsenz wurde in der gesamten Biosphäre und nahezu allen untersuchten aquatischen und terrestrischen Lebewesen nachgewiesen. Im Lebensraum Wasser vorhandenes Plastik kann von Wasserorganismen mit Nahrung verwechselt und a... [mehr anzeigen]ufgenommen werden. Die Schadwirkung ist abhängig von der aufgenommenen Menge und Größe. So kann es bei Seevögeln und Meeressäugern durch Verschlucken von Makroplastik zu Darmverschlüssen und Schädigungen der Darmwand unter Abmagerung kommen. Desweiteren können aufgenommene Mikroplastikpartikel bei Fischen und wirbellosen Meerestieren lokale Gewebeentzündungen verursachen und deren Körperfunktionen negativ beeinflussen. Daneben stehen die in den Mikroplastikpartikeln a priori enthaltenen Additive und die vom Plastik aus dem Medium Wasser resorbierten Umweltschadstoffe in Verdacht, nach ihrer Ingestion toxische Wirkungen in den Organismen zu entfalten. In einigen Untersuchungen gelang der Nachweis der Weitergabe von Mikroplastik entlang der Nahrungskette, z. B. von Muscheln zu Krebstieren. Mikroplastik wurde ebenso in einer Vielzahl von Fischereierzeugnissen nachgewiesen: Bei Untersuchungen von gefangenen, gezüchteten sowie im Experiment gehaltenen Fischen und Meeresfrüchten (Krebse und Weichtiere) konnte eine Anhäufung von Mikroplastikpartikeln im Darmlumen und zum Teil in den inneren Organen nachgewiesen werden, die zu Störungen elementarer physiologischer und biochemischer Körperfunktionen führten (Stoffwechsel-, Immun- oder Fortpflanzungsystem). Besonders deutlich zeigte sich dies u. a. bei Miesmuscheln, die aufgrund ihrer filtrierenden Ernährungsweise Mikroplastikpartikel effektiv aufnehmen und im Körper ablagern können. Das Risiko, mit dem Fischverzehr Plastikpartikel aufzunehmen, ist für den Menschen gering, da i. d. R. nur das Filet und nicht die Organe verzehrt werden. Bei Muscheln, die meistens als Ganzes mit den inneren Organen verzehrt werden, ist die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme von Mikroplastikpartikeln größer als bei Fischen. In einer aktuellen Untersuchung konnte jedoch bei Nutzfischen ein Übergang von Mikroplastikpartikeln in das essbare Gewebe und in die inneren Organe nachgewiesen werden (sog. Translokation). Inwieweit dieser Befund für die Gesundheit des Menschen eine Rolle spielt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Aufgrund des Fehlens belastbarer Daten ist eine gesundheitliche Risikobewertung für den Verzehr von mit Mikroplastik kontaminierten Lebensmitteln bzw. Fischereierzeugnissen derzeit beim Menschen nur eingeschränkt möglich und basiert letztlich auf Analogieschlüsse. Studien an Laborsäugern zeigten nur für Mikropartikel unter einer Größe von 150 µm eine Überwindung der Darmbarriere, eine Einlagerung in die Organe ist erst bei sehr kleinen Partikeln unter 1,5 µm zu erwarten. Inwieweit Mikroplastikpartikel per se und/oder die daraus freigesetzten Additive beim Menschen eine Schadwirkung verursachen können, ist derzeit unbekannt

Umfang: 46 Seiten , Grösse: 4.17 mB, Sprache: deutsch