Martin Schmitt-Lewen studierte Physik an der Universität Würzburg, wo er auch promoviert hat.
Seine Berufserfahrung umfasst Tätigkeiten in der chemischen Verfahrenstechnik, der experimentellen Versuchstechnik und vor allem in der grafischen Industrie, in der er breite Erfahrungen gesammelt hat. Von 1994 bis 1997 war er als Entwickler in der Tiefdruckformenherstellung (Gravur) bei der Firma MDC Max Dätwyler AG in der Schweiz tätig. Seit 1997 arbeitet er für die Firma Heidelberger Druckmaschinen AG. Dort hat er zunächst als Technologiescout und dann als Senior Manager “Technologies for Future Business” gearbeitet. Seine Themen sind eng an der Technik orientiert, aber immer auch gepaart mit einem zusätzlichen Blick für neue Geschäftsmöglichkeiten (Business Development).
Heute sind seine Hauptthemen die Umsetzung neuer Applikationen, um den Kunden erweiterte Möglichkeiten mit der Druckmaschine aufzuzeigen und damit einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Er arbeitet eng mit technischen und grafisch orientierten Hochschulen und Universitäten zusammen, um dort von den frischen Ideen der Studenten zusätzlich zu profitieren.
Was hat Sie bewogen, der Einladung von Innoform zu folgen?
Die Themen der Veranstaltung decken sich in vielen Punkten mit meinen Arbeitsinhalten bei Heidelberger Druckmaschinen AG.
Ihr Thema gehört zu einer Reihe verschiedener Blickwinkel auf den Fokus, den Innoform dieses Jahr gesetzt hat: Veredelung. Was ist Ihre Kernaussage, bezogen auf diesen Themenkomplex?
Meine Kernaussage ist, dass es noch viel Neues zu entwickeln und zu kommunizieren gibt, was im Markt noch nicht sehr bekannt ist oder nur wenig umgesetzt wird, obwohl die Technik dazu zum Teil schon verfügbar ist.
Sie referieren über “Inline-Druckveredelung: Haptik, Glanz und mehr”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?
Mich bewegt das Thema Inline-Veredelung, weil Veredelung meist als „Offline-Finishing“ gedacht wird.
Sind Haptik, Glanz und mehr nur Marketinginstrumente für einen gesteigerten Umsatz oder werden auch Konsumentenwünsche bei der Druckveredelung berücksichtigt?
Das ist schwer zu trennen; Marketing ist nah am Konsumentenwunsch, oder sollte es zumindest sein. Auf der unbewussten Ebene spielt Emotionalität, die Haptik zum Beispiel vermitteln kann, bestimmt eine wichtige Rolle beim Konsumenten. Ich glaube, manchmal macht sich der Konsument das auch gar nicht wirklich bewusst, aber wie will man das außer mit professionellen Marketingmethoden messen. Ich arbeite aktuell mit einer Doktorandin an Veredelungsthemen und stelle in der Diskussion mit dieser jungen Frau fest, wie stark bei ihr die Emotionalität für Print vorhanden ist. „Passion for Print“ eben und das bei einer Jungingenieurin, die man sonst vielleicht eher als Digital Native sehen würde.
Wo sehen Sie für die Verpackungsdrucker momentan besonderen Handlungsbedarf?
Ich will diese Frage nicht generell beantworten, sondern nur für diejenigen, die sich als Qualitätsführer sehen. Für die habe ich folgende Antwort: die heute bekannten Veredelungsmöglichkeiten sind schon sehr vielfältig, aber es ergeben sich doch immer wieder neue Möglichkeiten. Die Zitrone ist noch lange nicht ausgepresst. Wer also ganz vorne mitspielen will und das über Differenzierung erreicht, hat auch in Zukunft noch neue Möglichkeiten dazu.
Innoform ist bekannt für technisch orientierte Tagungen. Besucher sind in der Regel Fachleute aus der Branche, ihren Kunden und Lieferanten. Was erwarten Sie persönlich von der Zuhörerschaft?
Da bin ich sehr gespannt. Ich würde mich sehr freuen, wenn reges Feedback zu den vorgestellten Themen kommen würde.
Konferenzen zum Thema Verpackungsdruck erfreuen sich größerer Beliebtheit als noch vor einigen Jahren. Woher kommt Ihrer Meinung nach dieses gesteigerte Interesse an Wissen und auch Kontakten?
Ich denke, das liegt zum Teil daran, dass der Verpackungsdruck ein recht stabiles und wachsendes Marktsegment im Printumfeld darstellt.
Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach das Zusammenwachsen von verschiedenen Druckverfahren – nicht nur in einem Unternehmen oder einer Marke – sondern sogar in einer Maschine?
Das spielt eine große Rolle, aber nicht eine alleinig dominierende. Wir kennen das im Bereich des schmalbahnigen Etikettendrucks schon sehr lange. Im Bogenoffsetdruck ist ein Flexo-basiertes Lackierwerk heute Standard. Die Inline-Veredelung lebt davon.
Wie schätzen Sie auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (schlecht) die Zukunftschancen für den Verpackungsdruck im Vergleich zu anderen Druckbereichen ein und warum?
1 bis 2. Wenn ich als gelernter Physiker eine glatte 1 vergeben würde, würde ich mir unseriös vorkommen, weil mir das zu absolut ist. Schließlich kann man nicht alles vorhersehen, insbesondere wenn es um die Zukunft und die noch unbekannten Trends und Strömungen geht. Warum? Weil die Banane krumm ist, von Natur aus gut verpackt und trotzdem ein Chiquita Label bekommt.
Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gerne persönlich besser kennenlernen. Deshalb eine persönliche Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?
Fotografieren beim „Kurpfalzen“ = rund um Heidelberg die Natur, die Kultur und die Genüsse von dort erleben.
Geschrieben am 16. Okt, 2017
Kategorie: Digitaldruck, Druckfarben und Klebstoffe, Etiketten + Sleeves, Flexodruck, Folienherstellung/Veredelung, Lebensmittelverpackung, Neuigkeiten, Repro und Druckzylinder, Standbeutel, Tiefdruck, Verpackungsdesign
Tags: Bogenoffsetdruck, Differenzierung, Druckveredelung, Etikettendruck, Glanz, Haptik, inline, Inline-Veredelung, Konsumentenwünsche, Lackierwerk, Marketingisntrumente, Martin_Schmitt-Lewen, Qualitätsführer, schalbahnig, VD-11-17, Veredelung, Verpackungsdruck.