< Zurück zur Übersicht

Nachlese Teil 2: 8. Expertentreff Verpackungsdruck – Vielfalt wagen

E-Commerce ist gekommen, um zu bleiben
Die These von Stefan Hilß (Linked2Brands) eingangs seines seinen Vortrag lautete: »Das Supermarktregal hat sein Alleinstellungsmerkmal als ultimativer Point-of-Sale verloren«. E-commerce hat sich als zweiter POS für FMCG etabliert. Dazu müssen die Verpackungen digital aufbereitet werden, indem computergenerierte Bilder direkt aus der nativen Artwork-Datei erstellt werden bzw. für Smartphones sogenannte Mobile Ready Hero Images als zentrale visuelle Assets erstellt werden.

Das Budget für die Produktpräsentation splittet sich in den Aufwand für die Erstellung der physischen Verpackung und den Produktauftritt des »Digital Twins«. In beiden Fällen sollen die Konsumenten die gleiche User Experience erhalten. Dies schlägt sich in jüngster Zeit verstärkt in der einfacheren Aufmachung der physischen Verpackung nieder. Unterstützt wird dieser Trend noch von weiteren Einflussfaktoren, z.B. der Nachhaltigkeit einer Verpackung. In dieser neuen Realität droht der gedruckten Verpackung im Supermarktregal ein Verlust an Relevanz.

Digitaldruck als innovatives Verpackungs-Konzept begreifen
Wo lässt sich Digitaldruck heute anwenden, war das Thema des Vortrages von Thomas Bucher und Mark Weller (HP Deutschland GmbH). Er bietet sich vornehmlich an, um den analogen Druck bei Kleinauflagen zu entlasten, beispielsweise bei Vorabproduktionen für Markteinführungen. Die Anwendungsbreite geht über die gesamte Produktpalette des Verpackungsdrucks. Die digitalen Geschäftsmodelle bedeuten für den Drucker neue Herausforderungen, die Auseinandersetzung mit Workflow Automatisierung, neuen Vertriebsmodellen und der Produktion zahlreicher Kleinaufträge pro Tag. Oftmals wird der Digitalduck in Profitcenter ausgelagert, um dort die Kleinaufträge zu fertigen.

Auch in der Verpackungsbranche wird es zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu bekommen. Für neue Medien wie Digitaldruck ist die Anwerbung von Fachkräften einfacher, zudem sind Schulungen für die Operator in wenigen Wochen möglich.

Lebensmittelverpackungen aus Papier digital bedrucken
Papierbasierte Verpackungen liegen aus Gründen der Nachhaltigkeit im Trend, konnten aber von der Trockentoner-Technologie bisher nicht abgedeckt werden, erläuterte Frank Jacobs (Xeikon Manufacturing NV) die Situation. Die bislang eingesetzten Trockentoner schmelzen beim Versiegeln und hinterlassen Verfärbungen auf den Papierverpackungen. Zudem verschmutzen sie die Siegelwerkzeuge. Mit der neuentwickelten Titon Trockentoner-Technologie wurde eine Systemlösung aus Toner- und Maschinentechnologie für siegelfähige Papierverpackungen entwickelt. Der Titon Trockentoner polymerisiert durch LED Bestrahlung und kann dadurch beim Siegeln nicht mehr schmelzen. Er ist thermal, chemisch und mechanisch beständig. Zum Einsatz kommt die Titon Trockentoner-Technologie auf Xeikon CX500t Druckmaschinen, die mit einer zusätzlichen LED-Trocknung ausgerüstet sind. Die Titon Trockentoner sind migrationsgetestet und lebensmittelecht. Die damit bedruckten Papierverpackungen sind recyclebar.

Laserbearbeitung für Flexible Verpackungen
Bevor Hendrik Kleinfeldt (LasX Europe GmbH) auf die Entwicklung hoch performanter Laserbearbeitungsprozesse einging, stellte er kurz die Prozesse des Ritzens, Schneidens und der Mikroperforation vor. Die Eindringtiefe beim Ritzen  ist sehr präzise einstellbar und eignet sich für die allermeisten Kunststoffmaterialien.

Dann ging er auf die Anwendungen wie Easy Open, dem Einritzen von Beutelfolien zum gerichteten Aufreißen, oder der Perforation von Shrinksleeves ein.

Die Mikroperforation als dritte Einsatzvariante von Lasern dient dem Gasaustausch in einer Verpackung und sorgt so für eine längere Haltbarkeit. Sie wird auch bei Rapid-fill Lösungen eingesetzt oder um Ventile für Kaffeeverpackungen aufzubringen. Zudem werden Laser für Markierungsanwendungen oder für das Einbringen variabler Daten eingesetzt.

Recyclebare Barrierefolien beim Converter produzieren
Den verfahrenstechnischen Durchbruch, Barriereschichten auf MDO-PE-Folien im Flexo- bzw. Tiefdruck aufzutragen, präsentierte Dr. Holger Kreilkamp (Windmöller & Hölscher KG). Die im Druck eingesetzten Barrierelacke bestehen aus dem wasserlöslichem synthetischen Polymer PVOH. Die Herausforderung beim Auftragen von Barrierelack ist der niedrige Festkörperanteil. Deshalb ist ein hohes Nassauftragsgewicht notwendig, um eine homogen geschlossene, fehlerfreie Oberfläche mit ausreichend hoher Schichtdicke zu erreichen. Der Barrierelack-Auftrag ist durch die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe für Converter ein wirtschaftlich interessantes Verfahren.

Warum nicht gleich das Produkt zur Farbvorlage machen?
Wie lässt sich der Prozess der grafischen Verpackungsentwicklung kostengünstiger, schneller und zudem nachhaltiger gestalten? Diese Frage beantwortete Björn Kammertöns (B.Packed) mit einer Farbkommunikation, in der Farbvorlagen mit den Bedruckstoffen und den Druckverfahren abgeglichen werden. Dazu hat L‘Oréal einen Prozess entwickelt, der mit der Definition und dem Digitalisieren der Soll-Farben durch direktes Messen über das Spectrophone 2 Pro Messgerät beginnt. In weiteren Stufen erfolgt die Kommunikation der Farbdaten mit Agentur, PrePress und Druck sowie die Überprüfung auf Machbarkeit mit der Druckerei. Erst danach werden die Soll-Farben final festgelegt und für den Druck ausgearbeitet.

Nachhaltig Drucken – und das bei immer kleiner werdenden Auftragsgrößen!
Die Automatisierung von Druckprozessen, war das Thema von Thomas Reckert (Bobst Meerbusch GmbH). OneECG Tiefdruck vervollständigt die Extended Color Gamut Printing (ECG) bei Bobst. Es geht um den Druck mit bis zu 7 Farben (CMYK + Orange + Grün + Violett). oneECG steht für die vollständige digitale Automatisierung beim Druck im erweiterten Farbraum. Die Vorteile liegen in einer außergewöhnlich hohen Farbqualität und -konsistenz, der Flexibilität über Substrate hinweg, der Farbabstimmung mit nur geringen Anpassungen auf der Druckmaschine. Durch die vollständige Prozessautomatisierung sind die Abläufe unabhängig von den Fähigkeiten des Bedieners und führen zu einer hohen Maschinenverfügbarkeit, bei geringsten Materialeinsatz beim Rüsten der Maschine.

Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Karsten Schröder wie immer gekonnt und unterhaltsam die Kernaussagen der Vorträge zusammen. Mit wieder steigenden Teilnehmerzahlen wird der Expertentreff auch im nächsten Jahr ein Highlight im Veranstaltungskalender der Verpackungsdrucker sein.

Hier geht es zum Finale.

Teil 1 finden Sie hier: InnoTalk | Nachlese Tag 1: 8. Expertentreff Verpackungsdruck – Vielfalt wagen (inno-talk.de)

Dieter Finna · Pack.Consult (www.pack-consult.org) leicht überarbeitet von Karsten Schröder

www.innoform-coaching.de